Angehörigen-Beratung

Wozu eine Gruppe für Angehörige psychisch erkrankter Menschen?

Ein Erfahrungsbericht

Als mein Familienmitglied erkrankte, brach in meiner Seele ein Erdbeben aus. Mein Selbstverständnis als lebenserfahrene Frau und Mitglied einer großen sozial eingestellten Familie fiel in Schutt und Asche; mein Platz in der Welt war mir nicht mehr sicher.

Ich fühlte mich beschämt und schuldig und eine große Todessehnsucht griff nach mir. Freunde und Kollegen, die meine Erfahrung nicht selbst gemacht hatten, standen hilflos daneben, verärgert auch darüber, dass mit logischem Verstand und zielorientierter Konfliktlösungsbereitschaft so rasch kein Gleichgewicht im sozialen Netzwerk wiederherzustellen war. Auch fehlten mir die Worte, um meine Not zu beschreiben und mir Hilfe zugänglich zu machen. Ich fühlte mich rundherum überfordert.

Erst ein Plakat, das ich auf der Station der Klinik entdeckte, führte mich zur Angehörigengruppe. Verlegen fand ich mich dort ein und fand offene Ohren und Herzen. Jedes einzelne Mitglied der Gruppe kannte ähnliche Erfahrungen und Nöte, hatte aber auch Erfahrungen bei der Überwindung von Krisen, so dass ein Hoffnungsfunke in mir aufging.

Ich bin nun viele Jahre dabei und habe mit Hilfe der Gruppe Ängste und Krisen so weit überwunden, dass ich mit einem neuen guten Selbstbild leben kann. Wir teilen in der Gruppe Wertschätzung füreinander und Beistand in heiklen Phasen unserer kranken Angehörigen und – obwohl wir der Erkrankung unserer Angehörigen immer wieder auch hilflos gegenüber stehen – hat sich auch wieder Lebensfreude eingestellt.

Damit das erhalten bleibt, bleibe ich in der Angehörigengruppe, um seelische Erdbeben oder Nachbeben weiterhin mit den anderen Gruppenmitgliedern teilen zu können. Ich mache die Erfahrung, dass ich in dieser Gruppe nicht nur Zuwendung erhalte, sondern auch selber geben kann. Es sind dabei Freundschaften entstanden und damit ein erweitertes soziales Netz.

Eine ganz wichtige Begleiterscheinung hat sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt: Mein erkrankter Familienangehöriger weiß, dass ich an seiner Krankheit nicht zerbreche und es sich nicht für mich verantwortlich fühlen muss, weil ich von und in der Angehörigengruppe getragen werde!

Möchten Sie noch mehr über unsere Angehörigengruppe psychisch erkrankter Menschen wissen, dann schauen Sie unter www.angehoerigenselbsthilfe-bs.de

Telefonische Sprechstunde:
Ansprechpartner N. Wiedemann
Mittwoch 19–21 Uhr, Telefon 05 31 84 59 38

Bei einem Erstkontakt wird ein Vorgespräch im kleinen Kreis empfohlen.

Treffen der Selbsthilfegruppe:
Café und Kontaktstelle "Der Weg"
Helmstedter Straße 167
38102 Braunschweig
An jedem 2. und 4. Freitag, 18–20 Uhr